Wo ist der Bürgermeister #3 – Bernadette La Hengst
„Es gibt kein Richtiges im falschen Klima“ sang Bernadette La Hengst – und hätte gerne auch mit Berlins Bürgermeister Michael Müller über Klimaschutz und Divestment gesprochen. Leider hat Herr Müller auch diese Einladung zum Gespräch ausgeschlagen. Wir haben uns stattdessen mit Bernadette La Hengst über Klimaschutz und Kunst unterhalten, und warum auch der Bürgermeister Avantgarde sein sollte. Gelegenheit dazu hat er: Berlin kann die erste Hauptstadt der Welt werden, die deinvestiert.
Fossil Free Berlin: Warum ist Dir Klimaschutz wichtig?
Bernadette La Hengst: Als Künstlerin arbeite ich immer wieder zu politischen Themen die mich interessieren, zum Beispiel mit Projekten zum Grundeinkommen, zur Inneren Sicherheit oder jetzt gerade mit einer Band aus Geflüchteten, die in einem Berliner Heim wohnen. Mit dem Klima habe ich mich im Rahmen des performativen Kongresses „Save the World“ am Theater Bonn auseinandergesetzt, bei dem Künstler mit Experten der UN und NGO`s zusammengebracht wurden, um gemeinsam Arbeiten zu entwickeln. Ich habe dafür mit dem Pressesprecher des UN-Klimasekretariats den Song „Save the World with this Melody“ aufgenommen. Darin geht es auch um Share economy als Wirtschaftsmodell und als Modell des Teilens von Ideen, insbesondere dieses Liedes, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Beim Klimawandel ist alles miteinander vernetzt, er führt zu Umweltschäden und Naturkatastrophen, aber er schürt auch Hunger und soziale Ungerechtigkeit und ist damit auch eine Ursache für die Flüchtlingsströme der letzten Jahrzehnte.
Warum hältst Du Divestment für eine gute Idee?
Divestment ist ein guter Begriff als Gegenentwurf zu Investment, also zu allem was zunächst einmal Gewinn verspricht. Ich betrachte das Klima sowie die Kunst als nicht verhandelbaren Wert, der keinen Gewinn bringen sollte. Beides muss bewahrt werden, sowohl für uns als auch für die nächsten Generationen. Ohne ein gesundes Klima gibt es bald keine Kunst mehr, also muss ich mich dafür engagieren, wie wir unsere Welt/unser Klima bewahren können. Ich glaube, es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn Berlin als Kulturmetropole Investitionen aus klimaschädlichen Industrien abzieht und stattdessen mehr Geld in erneuerbare Energien und freie Kultur steckt.
Welchen Beitrag kann Kunst zum gesellschaftlichen Wandel leisten?
In meiner Arbeit versuche ich immer, gesellschaftspolitische Zusammenhänge spielerisch zu beschreiben und neue Perspektiven zu eröffnen. In meinen Songs und Theaterprojekten tanzen Disco und Diskurs Hand in Hand gemeinsam über die globale Straße, um Menschen zusammen zu bringen und hoffentlich über die Emotionalität etwas zu verändern.
Bürgermeister Müller hat unsere Einladung zum Gespräch ausgeschlagen. Wenn er gekommen wäre, was hättest Du ihm gesagt?
Herr Müller, sei Avantgarde! Dann wird es bald heißen „Berlin: divest me sexy“!
Bernadette La Hengst ist Musikerin und Theatermacherin und lebt seit Jahren in Berlin. Mit ihren melodischen Popsongs verschönert sie die Welt und packt immer wieder aktuelle gesellschaftliche Themen an. Mehr Infos auf ihrer Website, www.lahengst.de.
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Ob Bürgermeister Michael Müller sich traut, Avantgarde zu werden? Er hat von uns eine weitere Gelegenheit zum Gespräch über Divestment bekommen – und zwar mit Lili Fuhr, Referentin für internationale Umweltpolitik in der Heinrich Böll Stiftung. Wir bleiben dran!